Nachthimmelshelligkeit an unserem Beobachtungsposten
Im heurigen Schuljahr hat die Astrogruppe bis dato 16 Beobachtungen im Observatorium der Schule absolviert. Die meiste Beobachtungszeit wurde wieder in unser Langzeitprojekt "CY Aquarii" investiert und der Ertrag von 13 aufgezeichneten Maxima dieses variablen Sterns lässt sich sehen. Aber auch die Spektroskopie des Sterns VV Cephei kam dieses mal als beachtlicher Brocken dazu. Andere Ziele waren Uranus und seine Monde, der nahe Doppelstern 61 Cygni, die Zwergnova IP Pegasi und ein paar Asteroiden.
Seit dem Jahr 2012 muss unsere Gruppe ihre Beobachtungen glücklicherweise nicht mehr vom lichtverschmutzten Standort in der Schulzone aus machen, sondern hat abseits der Stadt auf 1600 m Meereshöhe ein ideales, weil finsteres Quartier gefunden. Die Helligkeit des Nachthimmels wird dort regelmäßig von uns mit einem sogenannten "Sky Quality Meter" (SQM) gemessen und protokolliert.
In den folgenden Diagrammen werden einige der heurigen Messreihen vorgestellt. Auf der x-Achse findet sich jeweils die Zeit, auf der y-Achse hingegen die Nachthimmelshelligkeit in der gebräuchlichen Einheit "Magnituden pro Quadratbogensekunde". Hier gilt, je größer der Zahlenwert ist, umso dunkler der Himmel. Unsere Messungen liegen in mondlosen Nächten zumeist in der Gegend eines sogenannten "Landhimmels" (21,5 mag/arcsec^2), bei welchem "die Sommermilchstraße strukturiert und auch die Wintermilchstraße gut sichtbar" ist. Lichtschutzgebiete - ja, sowas gibt es - erreichen zum Vergleich Nachthimmelhelligkeiten von 21.8 mag/arcsec^2. Da die Magnitudenskala aber logarithmisch ist, ist das nochmal ein schöner Batzen mehr an wohliger Dunkelheit.
Hier das Diagramm, das zur dunkelsten Nacht der bisherigen Saison gehört. Die Sonne stand bei Beginn unserer Messungen etwa 16 Grad unter dem Horizont und die astronomische Dämmerung war folglich noch nicht ganz abgeschlossen. Man sieht, wie das Nachleuchten der Atmosphäre (Airglow) langsam nachlässt und wir gegen halb 10 Uhr abends einen 21,5 mag/arcsec^2 dunklen und mit Sternen übersäten Himmel genießen konnten. Diese Nacht nutzten wir für die Photometrie von CY Aquarii.
Der Abend des 15. Oktober war hingegen der Spektroskopie von VV Cephei gewidmet, was man auch an der Messung der Himmelshintergrundhelligkeit erkennt. So ist der Anstieg der Himmelshelligkeit um ca. 21 Uhr dem Umstand zu verdanken, dass wir hier mit dem Aufbau unseres Spektrographen beschäftigt waren, wofür wir Licht im Observatorium brauchten. Obwohl das SQM erhöht montiert und nur innerhalb eines 20 Grad weit geöffneten Kegels in Richtung Zenit misst, reichte das Streulicht, um eine Magnitude an Aufhellung zu bringen. Etwa 40 Minuten später war schließlich alles bereit und wir nahmen das Licht unserer Kalibrationslampe auf, welche wieder für einen kurzen Helligkeitsanstieg sorgte. Bis 22:25 Uhr sammelten wir dann unter Ausschluss aller Störlichtquellen reines Sternenlicht, gefolgt von erneuten Kalibrationsaufnahmen. Die letzten Kalibrationsaufnahmen erfolgten schließlich gegen 23:40 Uhr.
Am 27. November steht in unserem Beobachtungstagebuch, dem Astrolog, dass durchziehende Wolken die Beobachtung störten. Der Mond stand ebenso am Himmel, wodurch die Wolken angestrahlt und damit aufgehellt wurden. Die Helligkeitsanstiege sind wohl auf diesen Umstand zurückzuführen.
In diesem letzten Diagramm vom 12. Oktober sieht man schließlich, dass gegen Mitternacht der Mond aufging, was zu einem deutlichen Helligkeitsanstieg führte. Auch vorher schon trübten nach der Auskunft unseres Astrologs einige Schleierwolken den Himmel. Diese, so zeigt die Messreihe, müssen wohl gegen 23:00 Uhr aufgezogen sein.
Wer sich nun mehr für die Dunkelheit des Nachthimmels und die vielfältigen, negativen Auswirkung von Lichtverschmutzung interessiert, dem sei die Lektüre des interessanten Beitrags von Sofia Saffiro Scepi (1bS) in der aktuellen Ausgabe unserer Schulzeitung "Argus" empfohlen. Sie spricht in dem Artikel über die Folgen für Flora und Fauna, für die Gesundheit des Menschen und nicht zuletzt auch über ökonomischen Fragen. Den kulturell schmerzhaften Verlust der Verbundenheit der Menschen mit dem Sternenhimmel, welche bis vor wenigen Generationen eine Selbstverständlichkeit war, lässt sie leider außen vor.
Auch die Website lichtverschmutzung.de bespricht die Thematik in allen Facetten und wird dem interessierten Leser ans Herz gelegt. Dort kann man sich auch am folgenden kleinen Ratespiel versuchen: Wer findet seine Heimatstadt in diesem Bild aus dem Jahre 2012?
Schlussendlich platziere ich am Ende dieses Beitrags noch einen Appell an die Südtiroler Landesregierung, welche am 30. Dezember 2011 Maßnahmen zur Eindämmung der Lichtverschmutzung beschlossen hat (siehe Link), was an und für sich löblich ist. In diesem Dokument steht z.B. der phänomenal entschlossen klingende Satz:
"Zum Schutz des Nachthimmels ist es verboten, bewegliche oder fixe Projektionsscheinwerfer
Leider ist es so, dass bis dato (06.12.2017) keine Sanktionen für die Übertretung dieser Regelung verabschiedet wurden und so die Skybeamer (zumindest gefühlt) wie Pilze aus dem Boden schießen. Kaum ein Sommerfest, ein Open-Air-Konzert oder eine Dönerbudeneröffnung, die inzwischen ohne auskommen... Nichts gegen sinnvolle und notwendige Beleuchtung, aber Skybeamer? Doch etwas zu penetrant...
Christof Wiedemair
Seit dem Jahr 2012 muss unsere Gruppe ihre Beobachtungen glücklicherweise nicht mehr vom lichtverschmutzten Standort in der Schulzone aus machen, sondern hat abseits der Stadt auf 1600 m Meereshöhe ein ideales, weil finsteres Quartier gefunden. Die Helligkeit des Nachthimmels wird dort regelmäßig von uns mit einem sogenannten "Sky Quality Meter" (SQM) gemessen und protokolliert.
In den folgenden Diagrammen werden einige der heurigen Messreihen vorgestellt. Auf der x-Achse findet sich jeweils die Zeit, auf der y-Achse hingegen die Nachthimmelshelligkeit in der gebräuchlichen Einheit "Magnituden pro Quadratbogensekunde". Hier gilt, je größer der Zahlenwert ist, umso dunkler der Himmel. Unsere Messungen liegen in mondlosen Nächten zumeist in der Gegend eines sogenannten "Landhimmels" (21,5 mag/arcsec^2), bei welchem "die Sommermilchstraße strukturiert und auch die Wintermilchstraße gut sichtbar" ist. Lichtschutzgebiete - ja, sowas gibt es - erreichen zum Vergleich Nachthimmelhelligkeiten von 21.8 mag/arcsec^2. Da die Magnitudenskala aber logarithmisch ist, ist das nochmal ein schöner Batzen mehr an wohliger Dunkelheit.
Hier das Diagramm, das zur dunkelsten Nacht der bisherigen Saison gehört. Die Sonne stand bei Beginn unserer Messungen etwa 16 Grad unter dem Horizont und die astronomische Dämmerung war folglich noch nicht ganz abgeschlossen. Man sieht, wie das Nachleuchten der Atmosphäre (Airglow) langsam nachlässt und wir gegen halb 10 Uhr abends einen 21,5 mag/arcsec^2 dunklen und mit Sternen übersäten Himmel genießen konnten. Diese Nacht nutzten wir für die Photometrie von CY Aquarii.
Der Abend des 15. Oktober war hingegen der Spektroskopie von VV Cephei gewidmet, was man auch an der Messung der Himmelshintergrundhelligkeit erkennt. So ist der Anstieg der Himmelshelligkeit um ca. 21 Uhr dem Umstand zu verdanken, dass wir hier mit dem Aufbau unseres Spektrographen beschäftigt waren, wofür wir Licht im Observatorium brauchten. Obwohl das SQM erhöht montiert und nur innerhalb eines 20 Grad weit geöffneten Kegels in Richtung Zenit misst, reichte das Streulicht, um eine Magnitude an Aufhellung zu bringen. Etwa 40 Minuten später war schließlich alles bereit und wir nahmen das Licht unserer Kalibrationslampe auf, welche wieder für einen kurzen Helligkeitsanstieg sorgte. Bis 22:25 Uhr sammelten wir dann unter Ausschluss aller Störlichtquellen reines Sternenlicht, gefolgt von erneuten Kalibrationsaufnahmen. Die letzten Kalibrationsaufnahmen erfolgten schließlich gegen 23:40 Uhr.
Am 27. November steht in unserem Beobachtungstagebuch, dem Astrolog, dass durchziehende Wolken die Beobachtung störten. Der Mond stand ebenso am Himmel, wodurch die Wolken angestrahlt und damit aufgehellt wurden. Die Helligkeitsanstiege sind wohl auf diesen Umstand zurückzuführen.
In diesem letzten Diagramm vom 12. Oktober sieht man schließlich, dass gegen Mitternacht der Mond aufging, was zu einem deutlichen Helligkeitsanstieg führte. Auch vorher schon trübten nach der Auskunft unseres Astrologs einige Schleierwolken den Himmel. Diese, so zeigt die Messreihe, müssen wohl gegen 23:00 Uhr aufgezogen sein.
Wer sich nun mehr für die Dunkelheit des Nachthimmels und die vielfältigen, negativen Auswirkung von Lichtverschmutzung interessiert, dem sei die Lektüre des interessanten Beitrags von Sofia Saffiro Scepi (1bS) in der aktuellen Ausgabe unserer Schulzeitung "Argus" empfohlen. Sie spricht in dem Artikel über die Folgen für Flora und Fauna, für die Gesundheit des Menschen und nicht zuletzt auch über ökonomischen Fragen. Den kulturell schmerzhaften Verlust der Verbundenheit der Menschen mit dem Sternenhimmel, welche bis vor wenigen Generationen eine Selbstverständlichkeit war, lässt sie leider außen vor.
Auch die Website lichtverschmutzung.de bespricht die Thematik in allen Facetten und wird dem interessierten Leser ans Herz gelegt. Dort kann man sich auch am folgenden kleinen Ratespiel versuchen: Wer findet seine Heimatstadt in diesem Bild aus dem Jahre 2012?
Schlussendlich platziere ich am Ende dieses Beitrags noch einen Appell an die Südtiroler Landesregierung, welche am 30. Dezember 2011 Maßnahmen zur Eindämmung der Lichtverschmutzung beschlossen hat (siehe Link), was an und für sich löblich ist. In diesem Dokument steht z.B. der phänomenal entschlossen klingende Satz:
"Zum Schutz des Nachthimmels ist es verboten, bewegliche oder fixe Projektionsscheinwerfer
(Skybeamer) jeder Art zu verwenden. Dies gilt auch für bereits bestehende Anlagen."
Leider ist es so, dass bis dato (06.12.2017) keine Sanktionen für die Übertretung dieser Regelung verabschiedet wurden und so die Skybeamer (zumindest gefühlt) wie Pilze aus dem Boden schießen. Kaum ein Sommerfest, ein Open-Air-Konzert oder eine Dönerbudeneröffnung, die inzwischen ohne auskommen... Nichts gegen sinnvolle und notwendige Beleuchtung, aber Skybeamer? Doch etwas zu penetrant...
Christof Wiedemair
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