Wie wir (fast und ein Jahr zu spät) eine Nova entdeckt hätten...

Eigentlich hatte die Astrogruppe nach der intensiven und nervenaufreibenden Suche nach der Nova M31N 2008-12a im vergangenen Schuljahr 2016/17 (siehe den ausführlichen Bericht auf unserer Homepage) die Schnauze voll von sich zierenden, extragalaktischen Explosionen. Als aber David Gruber vom Planetarium Gummer den Link auf das Astronomer's Telegramm 10955 auf der Facebookseite der Astrogruppe zusammen mit dem Kommentar 'Zur Zeit gibt es eine 16-mag-Nova in M31 zu sehen!" postete, war die Entscheidung keine schwierige...

Maximilian Komar aus der 2eR reagierte als erster auf meinen Aufruf in unserer Astro-Whatsapp-Gruppe und erklärte, den Kampf mit der Nova aufnehmen zu wollen. Nach einigem Hin und Her fiel die "Wahl der Waffen" schließlich auf T7, einem in Spanien residierenden Teleskop des Netzwerks itelescope. Noch in derselben Nacht entstanden zehn einminütige Aufnahmen. Das Ergebnis ist nachstehend zu sehen.


Im Bild: Die Andromedagalaxie M31 mit der Zwerggalaxie M32 (rechts). Summe von zehn einminütigen Einzelbildern durch ein Spiegelteleskop mit 43 cm Durchmesser, aufgenommen am 13.11.17 gegen 21:40 UT. Das Bild zeigt einen 42 mal 38 Bogenminuten großen Himmelsausschnitt. M31 befindet sich nicht im Zentrum, da das Teleskop offensichtlich seine Schwierigkeiten beim automatischen Pointing hatte, was aber den angenehmen Nebeneffekt hat, dass die Begleitgalaxie M32 die Ästhetik des Bildes deutlich aufpeppt. Das Seeing betrug zum Aufnahmezeitpunkt etwa 2,6 Bogensekunden.

Und wo ist die Nova? Die Nova, welche inzwischen den wohlklingenden Namen M31N 2017-11d trägt, ist laut Astronomer's Telegramm lediglich etwas  mehr als eine Bogenminute vom Kern von M31 entfernt. Auf dem obigen Bild wird sie deshalb von dessen Licht überstrahlt. Auf dem nachfolgenden, vergrößerten Bildausschnitt hingegen kann man sie erkennen!


Um ein Vergleichsbild zu haben, gab ich beim Online-Teleskopnetzwerk des Las Cumbres Observatory eine weitere Beobachtung von M31 mit einem 40-cm-Teleskop in Auftrag, wobei ich allerdings den Aufnahmezeitpunkt nicht selbst festlegen durfte. Die Beobachtung wurde schlussendlich und seltsamerweise doppelt durchgeführt: einmal am 15.11.17 um 23:40 UT vom Standort Teneriffa aus und ein zweites Mal, wenige Stunden später, am 16.11.17 um 07:45 UT von Texas aus.

Alle diese Bilder wurden ebenso addiert, allerdings war die Nova in der Zwischenzeit schon soweit verblasst, sodass sie kaum mehr sichtbar war.


Am 17.11.17 gab Facebook wieder Laut! Der begnadete, italienische Amateurastronom Paolo Campaner hatte in der zurückliegenden Nacht ebenfalls eine Nova in der Andromedagalaxie fotografiert und zeigte sein Ergebnis in einem Post. Diese zweite Nova war im Astronomer's Telegram 10978 bekanntgegeben worden. Ohne zu Zögern (und zugegeben ohne lange Prüfung) erging wieder eine Beobachtungseinladung an die Whatsapp-Gruppe. Vera Oberhauser (3aR) und Dominik Moser (3dR) sprangen diesmal darauf an und bereits wenige Stunden später war das nächste Nova-Bild im Kasten!


Wer uns jetzt unterstellt, dass wir hier alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen, dem schwören wir Stein und Bein, dass es sich bei dem hier gezeigten Bild nicht um dasselbe wie ganz oben im Post handelt! Es ist aber nunmal dasselbe Objekt mit demselben Teleskop T7 fotografiert worden, und ja: Das Pointing ist immer noch gleich daneben! Egal! Wo ist die Nova?


Und ein Vergleichsbild? Während des Verfassens dieser Zeilen dämmerte es mir: Paolos Bild entstand in der Nacht auf den 17.11. und die Nova musste kurz zuvor entdeckt worden sein! Ist die Nova etwa auf unserer LCOGT-Aufnahme? Sind wir womöglich im Besitz der ersten Aufnahme der Nova? Sind wir ein Jahr nach unserem Versuch, eine Nova in M31 zu entdecken, versehentlich über eine gestolpert? Ohne sie zu bemerken?

Gleich die Antwort? Nein! 😒  Trotz deftigen Streckens und Zoomens des LCO-Bildes bleibt die verdächtige Stelle unauffällig, wie man nachstehend durch Vergleich mit dem obigen T7-Bild sieht.


Dieser Umstand ist eigentlich etwas verwunderlich, denn im ATel wird folgende Entdeckungsgeschichte zu Protokoll gegeben:

Koichi Nishiyama and Fujio Kabashima in Japan report the discovery of a possible nova (mag.= 16.9) in M31 on seven 60-s unfiltered CCD frames taken around 2017 Nov. 16.50965 UT( limiting magnitude = 19.7 )...

George Carey report/s the discovery of a new astronomical transient.Discovery date: 2017-11-16 18:09:38, Flux: 15.4 ABMag, Filter: Clear

Und Hornoch und Wolf schreiben: We report the independent discovery of an apparent nova in M31 ... on 2017 Nov. 16.782 UT with the 0.65-m telescope at Ondrejov

Unser LCOGT-Bild wäre also zeitlich gut, aber einen Hauch zu früh gelegen! Rechnet man die Zeit der Texas-Bildserie auf Dezimalen um, so findet man als Entstehungszeitpunkt etwa 2017 Nov. 16.32. Vier Stunden später, um 16.51, wurde die Nova entdeckt! Haarscharf!!! 😭

Immerhin! Letztes Jahr hatten wir die Nova um 2 Tage verpasst... Wir pirschen uns langsam ran!

Christof Wiedemair

Nachtrag: Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass das LCO-Bild in Ermangelung einer Alternative durch einen sog. V-Filter entstanden ist, einem Filter also, der vornehmlich grünes Licht passieren lässt, während anderes Licht geblockt wird. Damit geht natürlich viel dieses kostbaren Gutes verloren. Wenn wir einen Clear-Filter gehabt hätten... Wer weiß... 😉




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